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Autor
de Jong, Dola

Das Feld in der Fremde

Untertitel
Aus dem Englischen von Anna Carstens
Beschreibung

Krieg, Flucht und Vertreibung bestimmen heute das Leben jener Menschen, die aus dem Nahen Osten und Afrika zu uns kommen. Der Kindersuchdienst des Roten Kreuzes hat viel zu tun, aber er wurde nicht erst seit dem Krieg in Syrien eingerichtet. Der Kindersuchdienst existiert seit 1945. Krieg, Flucht und Vertreibung herrschten damals mitten in Europa – und die Europäer flüchteten nicht nur nach Amerika, sie flüchteten auch nach Afrika. Dola de Jong verfolgt in ihrem 1945 auf Englisch erschienenen Roman Das Feld in der Fremde sechs Kinder, die sich aus Deutschland, den Niederlanden und Frankreich im Schlepptau eines niederländischen Paars nach Marokko retten konnten.
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Verlag
Verlag Antje Kunstmann, 2016
Format
Gebunden
Seiten
272 Seiten
ISBN/EAN
978-3-95614-123-2
Preis
22,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Dola de Jong wurde 1911 in Arnheim geboren. Kurz vor dem Überfall Deutschlands auf die Niederlande floh sie 1940 gemeinsam mit ihrem Verlobten nach Tanger, von wo ihr im folgenden Jahr die Weiterreise in die USA gelang. In New York begann sie zu schreiben und verarbeitete ihre Erlebnisse in dem Roman Das Feld in der Fremde, der 1945 zunächst auf Englisch erschien. In den folgenden Jahren trat sie als Autorin weiterer Romane und als Übersetzerin in Erscheinung und arbeitete für zahlreiche amerikanische und niederländische Zeitungen. Dola de Jong starb 2003 in Kalifornien.

Zum Buch:

Seit der Flüchtlingskrise von 2015 prangt am Schauspielhaus Frankfurt ein Plakat für Menschlichkeit: „Jeder Mensch verdient nicht nur zu überleben, sondern zu leben.“ Diesen Kampf ums Überleben und Leben zeigt de Jong anhand einer Handvoll Kinder, aus deren Perspektiven abwechselnd erzählt wird und deren kindlicher Horizont den Erzählton bestimmt. Er ist manchmal naiv, die Sätze wirken gelegentlich unbeholfen, aber sie spiegeln zugleich die unglaubliche Härte und Klarheit, die sich Kinder mit einem solchen Schicksal aneignen müssen.

Da ist Hans aus Deutschland, dessen Eltern im Widerstand aktiv waren und der alleine auf die Flucht geschickt wird, da sind Marie und Luba, die beiden Schwestern aus den Niederlanden, Berthe, Rainer und Pierre. Alle sind sie ohne Eltern unterwegs und werden von Lies und Aart in ihrem ausgebauten Kastenwagen mitgenommen und gerettet.

Derzeitiger Aufenthaltsort: ein Feld am Rand der Stadt Tanger, die von manchen Plätzen aus den Blick auf die Meerenge von Gibraltar freigibt. Es ist das Feld in der Fremde, das die Kinder mit Lies und Aart in täglicher Sisyphusarbeit erfolglos beackern. Das Gemüse gedeiht nicht, die Kinder sind verlaust, der Konsul ist für nichts zuständig: „Wer kann schon beweisen, dass er Flüchtling ist.“ Als die Polizei einen Niederländer wegen Unzucht mit Minderjährigen sucht, kommt ihr Aart gerade gelegen. Er wird unschuldig ins Gefängnis gesteckt. Die ältesten Jungs der zusammengewürfelten Flüchtlingsfamilie kümmern sich nun um das tägliche Brot. Rainer transportiert Mist, Hans spült Gläser in einer Bar und gibt einem jungen Araber Deutschunterricht. Tanger ist voller deutscher Spione, und die Geschäftemacherei der Schlepper gedeiht: „Die aufgescheuchten Menschen, die ihre Zukunft retten wollten, prallten auf eine Mauer von diplomatischer Heuchelei und Scheinheiligkeit, ruchloser Geschäftemacherei, Dummheit, Vorurteilen, Gleichgültigkeit, sie scheiterten an einem Wust von Einreisebeschränkungen, beglaubigten Erklärungen, Visa, Schiffsfahrkarten, Ausreisegenehmigungen.“

Dola de Jong, die nach ihrer Flucht aus den Niederlanden in die USA nicht nur als Autorin, sondern auch als Übersetzerin u.a. des Tagesbuchs der Anne Frank tätig war, erinnert uns mitten in der Flüchtlingskrise des 21. Jahrhunderts an jene des 20. Als ihr Buch in den USA erschien, lobte die New York Times ihre „beispiellose Anklage gegen die moderne Kriegsführung“ – das war allerdings schon 1945.

Ines Lauffer, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt