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Autor
Landes, Barbara

Die Ballade vom Wunderkind Carson McCullers

Untertitel
Roman
Beschreibung

Ihr Debütroman Das Herz ist ein einsamer Jäger machte Carson McCullers über Nacht weltberühmt. Das Leben des einstigen Shootingstars der US-amerikanischen Literatur der Vierzigerjahre wird hier in Rückblenden vom fiktiven Freund der Autorin, dem Schriftsteller Ben Jackson, erzählt: ihre behütete Kindheit und Jugend in Georgia, die ersten Schreibversuche, ihre turbulente Ehe, ihr Durchbruch als Schriftstellerin, die kreative Hochphase in New York und nicht zuletzt die schwere Krankheit, die ihr Leben zunehmend beeinträchtigte und viel zu früh beendete…
(ausführliche Besprechung, siehe unten)

Verlag
Verlag Ebersbach & Simon, 2016
Format
Gebunden
Seiten
224 Seiten
ISBN/EAN
978-3-86915-131-1
Preis
19,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Barbara Landes wurde 1970 in Hindelang im Allgäu geboren. Sie studierte Literaturwissenschaften in München, Berlin und Nottingham. Diverse Tätigkeiten u. a. bei verschiedenen Fernsehsendern, als Museumsarchivarin und als Köchin. Sie lebt als freie Autorin und Lektorin mit ihrem Mann und ihren Söhnen in München.

Zum Buch:

„Es gab in der Stadt zwei Taubstumme, die man stets beisammen sah. Jeden Morgen traten sie zeitig aus dem Haus, in dem sie wohnten, um Arm in Arm die Straße hinunter zur Arbeit zu gehen. Zwei sehr ungleiche Freunde waren es.“ So eindringlich wie der Beginn ihres ersten Romans, so eindringlich, wissend und forschend schauen die Augen von Carson McCullers von den zahlreichen Autorenfotos und Plakaten auf ihre Betrachter.

Mit der Veröffentlichung ihres Erstlings Das Herz in ein einsamer Jäger (1940) wurde sie zum Star der amerikanischen Literaturszene. Das Buch wurde zum Bestseller. Sie selbst war da gerade erst 23 Jahre alt. Auch ihr Leben bot genügend Stoff für einen Roman – Barbara Landes hat ihn geschrieben.

Einfühlsam lässt sie ihren fiktiven Autor Ben Jackson die Entwicklungen, Begegnungen und Ereignisse im Leben der Carson McCullers aufschreiben. Die Mutter wollte aus ihr eine Berühmtheit machen – sie wusste schon vor der Geburt, dass dieses Kind ein besonderes werden sollte. Sie hatte zwar eine Karriere als Musikerin für ihre Tochter im Sinne, aber ihr fester Glaube an deren außerordentliches Talent sollte sich, wenn auch anders als erwartet, doch bewahrheiten. Lulu Carson, wie sie damals noch gerufen wurde, wuchs behütet auf. Vater und Mutter liebten sie und förderten sie, wo sie nur konnten. Als sie 16 Jahre alt war, schenkte der Vater ihr eine Schreibmaschine. Mit gleichaltrigen Mädchen und deren Interessen hatte sie wenig im Sinn. Sie lief lieber in Shorts herum und erkundete die Gegend.

In New York sollte sie das berühmte Musikkonservatorium „Juillard“ besuchen, dafür hatte der Vater den Smaragdring seiner Mutter verkauft. Stattdessen besuchte Carson den Creative-Writing-Kurs an der Columbia Universität. Dann ging alles recht schnell. 1936 veröffentlichte sie ihre erste Erzählung, 1937 heiratete sie ihre große Liebe, Reeves McCullers, zum ersten Mal. Es sollte eine Beziehung mit vielen Höhen und Tiefen werden. Alkohol, Zigaretten, ein exzessives Leben, vor allem aber ihr früher Ruhm waren, so Barbara Landes, Ursachen für das spätere Ungleichgewicht in der Beziehung.

Eine Zeitlang lebte sie mit dem Literaturredakteur George Davies, dem Autor H.W. Auden und der Stripteasetänzerin Gypsy Rose Lee in einem alten, verwitterten Haus in Brooklyn zusammen. „Weil sie alle im Februar Geburtstag hatten, tauften sie ihr neues Heim Februarhaus.“ Es war eine aufregende, turbulente Zeit – viele Künstler, u.a. Benjamin Britten und Salvador Dali, gingen dort ein und aus.

Ihre Kreativität, ihre Produktivität und ihre Erfolge waren Teil ihres jungen Lebens geworden – wie auch die Krankheiten. Körperlich litt sie an den Folgen ihrer Schlaganfälle. Das Auf und Ab in der Beziehung zu ihrem Ehemann Reeves zermürbte sie. Als Reeves seinem Leben ein Ende machte, war sie gesundheitlich schon sehr eingeschränkt. Schreiben konnte sie nur noch mit einer Hand, später folgte der Rollstuhl.

Morgen, Mittag, Abend, so hat Barbara Landes die Lebensabschnitte von Carson McCullers in ihrem Roman überschrieben – eine schnörkellose Einteilung mit viel Raum, um die Gefühle, Sehnsüchte und Eigenheiten der Protagonistin nachzuvollziehen. Das ist ihr auf das Beste gelungen. Sie hat ein lebendiges und spannendes Bild dieser großartigen Schriftstellerin, die am 19. Februar 2017 100 Jahre alt geworden wäre, entworfen und Lust gemacht, ihre Werke erneut zu lesen.

Brigitte Hort, Eitorf