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Autor
Mabbitt, Will

Ich kann nur Würmer

Untertitel
Aus dem Englischen von Sophie Birkenstädt. Ab 3 Jahre
Beschreibung

Nun, es gibt Zählbücher – und es gibt Zählbücher. Ich kann nur Würmer fällt mit absoluter Sicherheit in die zweite Kategorie, in die jener Zählbücher also, wie man sie a) sicher nie und nimmer erwartet hätte und wie sie man sie b) ganz sicher nie und nimmer vergessen wird. Das wird lustig. Meine Hand drauf.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Aladin Verlag, 2018
Format
Gebunden
Seiten
32 Seiten
ISBN/EAN
978-3-8489-0138-8
Preis
14,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Will Mabbitt ist der Autor der »Mabel Jones«-Trilogie. Er schreibt, wo immer er sitzt, steht oder liegt. Mabbitt lebt mit seiner Familie im Süden Englands. »Ich kann nur Würmer« ist sein erstes Bilderbuch.

Zum Buch:

Wenn ich im zarten Alter von vielleicht drei oder vier Jahren mit meinem Malbuch zu meiner Mutter in die Küche lief und schon im Flur brüllte: „Mami! Mami! Mal mir bitte mal was!“, dann wusste ich das Augenverdrehen meiner Mutter, die gerade mit Kochen beschäftigt war, noch nicht zu deuten. Daher drängte ich auch weiter, bis sie schließlich ein Einsehen hatte, das Gas herunterdrehte, sich die Hände an der Schürze abwischte und sagte:

„Aber ich kann nur Vögel, Schatz, das weißt du.“

Ich überlegte dann für einen angestrengten Augenblick, denn mein Malbuch war bereits voll mit ihren Vögeln, doch dann, als hätte ich sie sagen hören, sie könne nur Elefanten, Giraffen, Affen, Tapire und Nashörner, streckte ich ihr Buch und Malstift hin. Wieder das seltsame Augenverdrehen, diesmal verbunden mit einem angedeuteten Seufzen. Und dann malte sie.

Die Vögel meiner Mutter sahen alle gleich aus. Immer. Selbst in der Größe variierten sie kaum bis gar nicht, und sie waren im Handumdrehen auf das Papier geworfen, denn weder hatten sie Beine, noch waren die Flügel jemals im Flug ausgestreckt, sie klebten vielmehr am Rumpf – und ich müsste damals eigentlich gedacht haben, dass alle Vögel so aussähen. Nun, irgendwann habe ich dann aufgehört zu fragen.

Und jetzt das hier. Ein Zählbuch – mit Würmern. „Ausschließlich“ mit Würmern, nur um das zu betonen. Und die auch noch absolut gleich aussehen und lausig gezeichnet sind.

Es fängt dann auf der ersten Seite so an: „Das ist Wurm Eins.“ Gezeichnet ist dort ein Wurm. Eben so, wie jeder, der normalerweise nicht zeichnet, einen Wurm nun mal zeichnen würde. (Ich schätze mal, so hätte auch meine Mutter einen Wurm gezeichnet.) Auf Seite zwei steht dann: „Das ist Wurm Zwei.“ Wieder ein Wurm. Ein ganz normaler Wurm. Und auf Seite drei sind dann beide Würmer nebeneinander abgebildet, mit dem freundlichen Hinweis: „Hier siehst du alle beide. Schwer zu sagen, wer Wurm Eins und wer Wurm Zwei ist.“

Damit es in der Folge nicht zu weiteren Verunsicherungen kommt, hat der untalentierte Zeichner dann zumindest versucht, die Würmer – zu verändern. Damit man sie auseinander halten kann, versteht sich. Mal ist einer halbiert. Mal trägt einer eine Brille. Mal ist einer Gelb statt Magenta. Einer fühlt sich etwas unwohl. (Mit dem einzigen Nachteil, dass Würmer, die sich unwohl fühlen, aussehen wie ganz normale Würmer). Da folgt plötzlich die Ankündigung, auf der nächsten Seite würde man Wurm Nummer sechs sehen – der auf dem Rücken eines fliegenden Einhorns säße. Also schlägt man voller Erwartung die Seite um und siehe da: Es ist ein ganz normaler Wurm, denn der Zeichner gibt kleinlaut zu, er kann nun mal keine fliegenden Einhörner zeichnen. Und so geht es lustig weiter, bis man endlich, endlich irgendwann bei Wurm Nummer zehn angekommen ist.

Klingt das seltsam? Muss man sich so etwas antun? Für Geld?

Dreimal ein lautes Ja! Denn dieses Zählbuch ist mit Abstand eines der ungewöhnlichsten Zählbücher, die man sich überhaupt nur vorstellen kann; man lernt spielend zählen, es macht obendrein auch noch verdammt viel Spaß und die Lacher sind spätestens ab Seite vier garantiert. Das Buch ist jetzt schon ein Klassiker. Mindestens.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln