Zum Buch:
Als Zoltan als kleiner Junge vom Motorrad fiel, veränderte sich die Welt für ihn. Sie wurde schöner, ihre Farben und Gerüche kräftiger und das Verhalten der Menschen um ihn herum unverständlicher und fremder. Die Hoffnung seiner Eltern, ihr Sohn könne die Familie durch seinen Beruf als Bäcker endlich von ihrem Außenseiterdasein befreien, ist zerschlagen. Zoli hat nur noch Augen für seine Blumen und spricht in Rätseln, die zu lösen sich niemand die Mühe machen will oder kann, ausgenommen seine Cousine Hanna. Als in Jugoslawien der Krieg ausbricht, erkennen die Eltern darin die Chance für ihren Sohn, es doch noch zu etwas zu bringen, doch noch zum Held zu werden. Zoltan wird zum Schildkrötensoldat, zum Staubtöter.
Melinda Nadj Abonjis neuer Roman ist inspiriert von der Liebe zu den Worten und von dem Wort Schildkrötensoldat. Einer Liebe, die sie mit ihrem Protagonisten teilt. In Zoltan finden die Leserinnen eine Figur, die nicht anders kann, als Schönheit zu bewundern, wo er sie findet, zu staunen und zu verharren. Auch dort, wo es unwirtlich ist, wo es nur Leid, nur Hass und Zerstörung geben zu können scheint. Und doch ist dieser Roman mitnichten eine Hommage an das verborgene Schöne, das wir im Schrecklichen erkennen sollen, sondern stellt in unerbittlicher Direktheit die Frage, wie viel Grausamkeit, Tod und Gewalt das Schöne ertragen kann, bevor es zerbricht.
(Theresa Mayer, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt)