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Autor
Cheng, François

Über die Schönheit der Seele

Untertitel
Sieben Briefe an eine wiedergefundene Freundin. Aus dem Französischen von Thomas Schultz
Beschreibung

Sie saßen sich einst zufällig in der Pariser Metro gegenüber, die schöne Frau und der damals noch nicht so bekannte Dichter und Philosoph. Sie, der Cheng bei dieser Begegnung die sehr direkte Frage stellte: „Wie akzeptieren Sie ihre Schönheit?“, bittet ihn heute, mehr als 30 Jahre später: „Erzählen Sie mir von der Seele.“ Und er, mittlerweile Mitglied der Académie française, antwortet ihr in sieben sehr ehrlichen, erleuchteten Briefen.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Verlag C.H. Beck, 2018
Format
Gebunden
Seiten
157 Seiten
ISBN/EAN
978-3-406-71946-2
Preis
18,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

François Cheng, geb. 1929 in China, siedelte bereits mit 19 Jahren nach Frankreich über. Er hat zahlreiche Romane, Gedichtsammlungen sowie Arbeiten über das chinesische Denken und die chinesische Kunst verfasst und ist darüber hinaus ein berühmter Kalligraph. Seit 2002 ist er Mitglied der Académie française.

Zum Buch:

Sie saßen sich einst zufällig in der Pariser Metro gegenüber, die schöne Frau und der damals noch nicht so bekannte Dichter und Philosoph. Sie, der Cheng bei dieser Begegnung die sehr direkte Frage stellte: „Wie akzeptieren Sie ihre Schönheit?“, bittet ihn heute, mehr als 30 Jahre später: „Erzählen Sie mir von der Seele.“ Und er, mittlerweile Mitglied der Académie française, antwortet ihr in sieben sehr ehrlichen, erleuchteten Briefen.

Welchen Platz nimmt die Seele in der Anlage unseres Wesens ein? Was ist der Unterscheid zwischen Geist und Seele? Wie äußern sich die großen geistigen Traditionen – China, Indien, Griechenland und die monotheistischen Weltreligionen – über die Seele? Sind Porträts der Seele in der Literatur, in Philosophie und in der Malerei zu finden? Vom vorzeitigen Frühling bis in den Herbst hinein gehen die Briefe zwischen der einst sehr schönen Frau und dem Weisen hin und her, und schon die Erzählsituation ist so angelegt, dass sich darin unendlich vieles findet, was allegorisch das Wesen der Seele umkreist.

Jeder Leser, jede Leserin wird sich in der einen oder anderen Äußerung über die Seele gespiegelt, angerührt und zutiefst erkannt fühlen. Ob es nun das grenzenlose Begehren nach Leben ist, das Cheng nach der Erfahrung von Flucht und nahem Tod als Jugendlicher in sich spürt, das ihn nie wieder verlassen hat und das man in sich selbst wiedererkennt; ob es die weisen Worte Hildegards von Bingen sind, die in die Seele dringen, oder dieser Satz des Lyrikers Pierre Jean Jouve: „Die Seele ist in uns die einzige Macht der Ewigkeit.“ Trost und der große, nie versiegende Fluss des universalen Wissens über unser Schicksal sprechen aus diesem schmalen, wertvollen Buch.

Ob es heute nur im intellektuellen Frankreich verpönt ist, von der Seele zu sprechen? François Cheng beobachtet diese gesellschaftliche Tendenz mit Bedauern. Denn allein die Seele beherbergt das Wesen der menschlichen Würde, sie ist es, die uns in ihrer Ursprünglichkeit erhalten bleibt, auch dann, wenn Körper und Geist nachlassen werden. Cheng beglückt uns in diesem Buch aufs Neue mit seinem Wissen und seinen Erfahrungen. Und ganz besonders mit seiner Sprache, die so empfindsam und genau, so verständlich und doch mit einem dem Thema angemessenen Anspruch auf das Publikum zugeht.

Sisanne Rikl, München